Manchmal fordert das Leben uns heraus, unsere Pläne und Träume neu zu überdenken. Für die engagierte Sozialpädagogin Nancy Groschoff war es eine persönliche Entscheidung, die aus gesundheitlichen Gründen notwendig wurde. Statt den Kopf in den Sand zu stecken, hat sie die Chance ergriffen, ihre berufliche Zukunft aktiv neu zu gestalten. Mit viel Mut und Entschlossenheit hat sie im BFW Leipzig eine Umschulung zur Verwaltungsfachangestellten mit der Fachrichtung Landes- und Kommunalverwaltung begonnen. Dieser Schritt zeigt eindrucksvoll, wie man auch in schwierigen Zeiten neue Perspektiven entdecken und sich erfolgreich auf einen neuen Karriereweg begeben kann. Ihre Geschichte ist ein inspirierendes Beispiel dafür, dass Veränderung möglich ist – wenn man nur den ersten Schritt wagt.
Wir haben mit Frau Groschoff über ihre Entscheidung und ihren Weg ins BFW Leipzig gesprochen:
BFW Leipzig: Was hat Sie dazu bewogen, von der Sozialpädagogik zur Verwaltungsfachangestellten zu wechseln? Gab es einen bestimmten Moment oder eine Erfahrung, die Ihre Entscheidung für diesen Berufswechsel beeinflusst hat? Und gab es Ihrerseits Ängste oder Unsicherheiten vor dem Wechsel, und haben Sie diese überwunden?
Nancy Groschoff: Sich für eine Umschulung zu entscheiden war für mich ein Prozess. Ich habe grundsätzlich sehr gerne als Sozialpädagogin gearbeitet. Die Begleitung von Frauen im Frauenhaus oder Familien im Bereich der Sozialpädagogischen Familienhilfe und Trauerbegleitung erlebte ich immer als sehr sinnerfüllend, vielseitig und spannend. Das aufzugeben war nicht einfach und ein Weg, der auch gekennzeichnet war von vielen Fragen und Zweifeln. Mir musste erst bewusstwerden, dass ich im sozialen Tätigkeitsbereich oft über meine Grenzen hinausgegangen bin – insbesondere in der emotionalen Belastung, und meine eigene Gesundheit vernachlässigt habe. Potenziert hat sich dies dann noch durch private Umstände und Schicksalsschläge, so dass ich an einem Punkt angelangt war, wo ich merkte, dass ich etwas verändern muss. Trotz des Entschlusses verspürte ich natürlich auch Ängste. Zum Beispiel nicht mehr so gut lernen zu können, existenzielle Ängste und auch immer wieder die Frage, ob eine andere neue Tätigkeit für mich ebenso sinnerfüllend sein kann, wie das Arbeitsfeld der Sozialen Arbeit.
Dennoch habe ich mich für eine Umschulung zur Verwaltungsfachangestellten entschieden. Für diese Entscheidung hat mir geholfen genau abzuwägen – quasi gedanklich eine Pro-Contra-Liste zu führen.
Gänzlich überwunden haben ich diese Skepsis jedoch erst im Verlauf der Umschulung bzw. gegenwärtig in der Zeit der betrieblichen Lernphase. Aktuell habe ich keine Zweifel mehr, dass mir die Tätigkeiten in der Verwaltung Freude machen und ich diese als sinnerfüllend erleben kann.
BFW Leipzig: Wie empfinden Sie den Übergang von einem recht kreativen Beruf zu einer eher strukturierten Verwaltungsposition? Gibt es Fähigkeiten aus Ihrer früheren Tätigkeit die Ihnen bei Ihrer aktuellen Ausbildung helfen?
Nancy Groschoff: Für mich gibt es zwischen den beiden Berufen viele Parallelen, wobei es sicherlich auch davon abhängig ist, in welchem Tätigkeitsfeld man arbeitet. Ich habe als Sozialpädagogin grundsätzlich strukturiert gearbeitet, klare Handlungsstrategien gehabt, im empathischen Umgang mit Menschen Gesprächstechniken angewendet und viele büroorganisatorische Tätigkeiten ausgeübt. Darüber hinaus hatte ich auch mit verschiedenen Rechtsgebieten Berührung.
In der Verwaltungstätigkeit richtet sich der Fokus auf gesetzliche Normen. Mein Handeln basiert auf Gesetzen, erfordert eine strukturierte Arbeitsweise und im Sinne einer bürgerfreundlichen Verwaltung dürfen kommunikative Fähigkeiten im Kontakt mit Bürger*innen für mich nicht fehlen. Insgesamt kann ich also sagen, dass mir meine bisherige berufliche Vergangenheit nützlich ist und sie sich zusammen mit dem neu erlernten Wissen aus der Umschulung gut mit der Verwaltungstätigkeit vereinbaren lässt.
BFW Leipzig: Welche Art von „Erfüllung“ suchen Sie in Ihrem neuen Beruf, und wie unterscheidet sie sich von der, die Sie in der Sozialpädagogik gesucht haben?
Nancy Groschoff: Ich hatte ja schon von Sinnerfüllung gesprochen. Damit meine ich, dass ich in der von mir ausgeübten Tätigkeit einen für die Gesellschaft wichtigen Beitrag empfinde. Im Bereich der Sozialpädagogik habe ich Menschen und Familien in Krisen begleiten dürfen, um ihnen Möglichkeiten für eine verbesserte Lebenssituation aufzeigen zu können. In der öffentlichen Verwaltung kann ich mit dazu beitragen, dass das gesellschaftliche Miteinander rechtmäßig abläuft. Ich weiß, dass die Verwaltung oft belächelt wird und an der einen oder anderen Stelle es sicherlich Sinn macht Verwaltungsprozesse zu modernisieren bzw. zu vereinfachen. Jedoch möchte ich keine Gesellschaft ohne eine Verwaltungsstruktur erleben. Ich denke das Chaos wäre vorprogrammiert.
Ich bin zurzeit in der betrieblichen Lernphase der Umschulung zur Verwaltungsfachangestellten bei der Landesdirektion Sachsen im Referat 13 – Aus- und Fortbildung, Prüfungsangelegenheiten tätig. Das Referat kümmert sich u. a. um Ausbildungsberufe im öffentlichen Dienst. So werden Ausbildungsstätten hinsichtlich ihrer Eignung überprüft, es werden Berufsausbildungsverträge im Sinne des Berufsbildungsgesetzes, des Ausbildungsplans und des Jugendarbeitsschutzgesetzes kontrolliert. Gebe es diese entsprechenden Verwaltungstätigkeiten hier nicht, wären zum Beispiel der Schutz und die Rechte von jungen Menschen nicht gewährleistet. Und ich denke, da können wir die diversen Verwaltungs- bzw. Rechtsgebiete aufgreifen – letztlich geht es um die Rechte des Einzelnen und der Gemeinschaft. Insofern empfinde ich Verwaltungstätigkeiten als sinnerfüllend.
BFW Leipzig: Wie sind Sie auf die Umschulung und das BFW Leipzig aufmerksam geworden?
Nancy Groschoff: Ich habe eine medizinische ambulante Reha gemacht. Dort wurde neben weiteren Trägern für berufliche Umschulungen das Berufsförderungswerk Leipzig benannt. Ich habe mich dann über die möglichen Umschulungsberufe und Rahmenbedingungen am BFW Leipzig informiert. Dazu habe ich die regelmäßig stattfindenden Info-Tage genutzt.
BFW Leipzig: Gibt es etwas seitens des BFW Leipzig, was Ihnen besonders gut bei Ihrem aktuellen Berufswechsel hilft?
Nancy Groschoff: In erster Linie natürlich das neu erlernte Wissen und die Fertigkeiten, die es in der Verwaltung braucht. Ich hatte das Glück, dass ich in der Umschulung grundsätzlich einen sehr lebendigen Unterricht erleben durfte. So macht natürlich nicht nur das Lernen mehr Freude, sondern das Wissen kann auch verinnerlicht werden und wird nicht wie bei auswendig Gelerntem wieder vergessen. Auch war und ist es für mich hilfreich, dass ich Ansprechpartner*innen habe, die da sind und gegebenenfalls unterstützen.
BFW Leipzig: Welche Aspekte der Verwaltungsarbeit finden Sie spannend oder herausfordernd?
Gibt es bestimmte Projekte oder Themen die Sie besonders interessieren und auf die Sie sich freuen? Was ist Ihrer Meinung nach der größte „Irrtum“ über den Beruf des Verwaltungsfachangestellten?
Nancy Groschoff: Die Anwendung von Gesetzen ist generell spannend, weil sie – bildhaft gesprochen – mein Handwerkszeug sind. Ich glaube, dass der Irrglaube besteht, dass Paragraphen langweilig und trocken sind. Doch Sachverhalte sind verschieden. Es geht immer um den Einzelfall, der manchmal sehr komplex sein kann und oft müssen mehrere rechtliche Normen beachtet werden. Natürlich habe ich Rechtsgebiete, die für mich spannender sind als andere. Ich mag zum Beispiel Kommunalrecht und wie die Kommunen in ihrer Haushaltsführung überwacht werden oder das Verwaltungsrecht hinsichtlich der Widerspruchsbearbeitung von Bescheiden, die eine Behörde erlassen hat und gegen die Bürger einen Widerspruch einlegen können. Darüber hinaus macht mir die Tätigkeit im Referat 13 – Aus- und Fortbildung, Prüfungsangelegenheiten der Landesdirektion Sachsen viel Freude. Hier kommen neben dem Berufsausbildungs- und dem Jugendarbeitsschutzgesetz auch die Prüfungsordnungen des jeweiligen Ausbildungsberufes zur Anwendung und umso mehr rechtliche Normen zur Anwendung kommen, desto spannender.
BFW Leipzig: Was würden Sie anderen Menschen raten, die ebenfalls über einen beruflichen Wechsel nachdenken? Haben Sie einen Tipp für zukünftige Rehabilitanden?
Nancy Groschoff: Ich kann nur sagen, was mir geholfen hat. Ich fand es wichtig sich genau über den Umschulungsberuf sowie den Umschulungsträger zu informieren und sich von den erfahrenen Mitarbeitenden (hier vom BFW Leipzig) beraten zu lassen.
Ein wichtiger Aspekt war zudem auch die Klärung der Finanzierung, z.B. durch die Deutsche Rentenversicherung Mitteldeutschland. Einfach gesagt: Mit existenziellen Sorgen im Rücken kann sich niemand auf das Lernen konzentrieren.
Während der Umschulung hat es mir geholfen, mich auf mein Ziel zu fokussieren. Nämlich zu Lernen und die Umschulung mit einem für mich bestmöglichen Ergebnis abzuschließen. Andere Menschen haben andere Ziele, die ihnen wichtig sind. Davon sollte man sich meiner Meinung nach nicht beirren lassen. Weiterhin finde ich es hilfreich, sich die positiven Dinge während der Umschulung immer wieder vor Augen zu führen und daraus Energie zu gewinnen. Natürlich gibt es mal einen Unterrichtsstoff der zu schwierig erscheint. Gleichzeitig gibt es aber interessante Praxisbeispiele im Unterricht, eine angenehme Begegnung mit anderen Umschulungskollegen oder einfach nur ein Mittagessen im Sonnenschein auf der Terrasse der Kantine. Darüber hinaus darf und kann man während der Umschulung um Hilfe bitten. Das war und ist für mich nicht immer einfach. Aber für das BFW Leipzig kann ich sagen, dass die Mitarbeitenden bei allen Fragen und Anliegen ein offenes Ohr hatten und unterstützend mit nach Lösungen gesucht haben. Dafür war und bin ich sehr dankbar.
Die Qualifizierung zur Verwaltungsfachangestellten (m/w/d) ist eine 2-jährige Vollzeitausbildung mit einer Abschlussprüfung vor der Landesdirektion Sachsen. Mit dem Abschluss dieser anspruchsvollen Ausbildung steht den Absolventen ein abwechslungsreiches und kundenorientiertes Arbeitsumfeld offen. Verwaltungsfachangestellte der Fachrichtungen Landes- oder Kommunalverwaltung sind in der öffentlichen Verwaltung tätig. Sie finden Einsatz bei Ämtern und Behörden (z. B. Bauamt, Gesundheitsamt, etc.) sowie in Gemeinde- und Kreisverwaltungen. In der Fachrichtung Landesverwaltung eröffnen sich auch Arbeitsmöglichkeiten in Landesdirektionen, Staatsministerien und staatlichen Fachämtern.
Im BFW Leipzig sind die Umschulungen arbeitsmarktorientiert ausgerichtet und bieten individuelle Gestaltungsmöglichkeiten. Ziel ist eine dauerhafte Vermittlung auf dem Arbeitsmarkt. Der Rehabilitationsprozess wird durch einen Personalberater begleitet und gesteuert. Während der Qualifizierung werden die Teilnehmenden bei der Suche und dem Aufbau von Kontakten zu potentiellen Arbeitgebern unterstützt.